Sonntag, 9. Juli 2017

Mehr als Gold - von Königinnen, Weisen und Gotteskindern

Kurzpredigt anlässlich des Goldstadtjubiläums 9.7.2017

(zur Info: Die Stadt Pforzheim feiert 250 Jahre Schmuckindustrie. Heute haben wir im Stadtgarten einen ökumenischen Openair-Gottesdienst unter dem Titel "mehr als Gold" gefeiert. Die Predigt bestand aus 3 Teilen auf 3 Menschen verteilt: 1.Teil meine Kollegin Heike Reisner-Baral zu Vision der "goldenen Stadt", 2.Teil meines katholischen Kollegen Bernhard Ihle zum "goldenen Kalb" und der 3.Teil ist die Predigt hier.
Was viele Menschen im aktuellen Tagesgeschehen beschäftigt, sind die Gewaltexzesse in Hamburg angesichts des G20-Gipfels vom 6.-8.7. Es war mir nicht möglich, diese Ereignisse auszublenden - und so war ich dankbar für den Predigteinfall "Königin von Saba".)

I.
Gold, die Königin unter den Metallen.
Es rostet nicht, es läuft nicht an.
Gold bleibt immer Gold.
Gold ist ewig und zeitlos.
Und darum ist es so kostbar, so königlich.
Gilt immer noch als stabile Währung, auch wenn sein Preis steigt oder fällt.
Die Gefahr ist groß, dass wir es anbeten.

II.
Die 3 Weisen aus dem Morgenland haben es anders gemacht.
Sie kommen nach Bethlehem - mit Gold im Gepäck.
Gelehrte wichtige Männer,
empfangen vom König Herodes persönlich.
Sie betreten eine Notunterkunft,
wo sich ein neugeborenes Kind befindet
Mit seinen müden Eltern.
Dieses Kind ist klein, unbedeutend - noch.
Es hat Hunger wie alle Babys.
Es trinkt und schläft und macht in die Windel.
Es raubt seinen Eltern den Schlaf und hat eine ungewisse Zukunft. 
Nichts besonderes.
Aber ausgerechnet ihm erweisen sie die Ehre und schenken ihm Gold.
Gold ist nichts zum anbeten, sondern zum Verschenken.
Denn dieses Kind ist Gold wert,
Es ist so gar mehr wert als Gold.
Es ist das Gotteskind.

III.
Die Königin von Saba hat auch ihr Gold verschenkt.
Dafür ist sie extra nach Jerusalem gekommen.
Zu König Salomo.
Mit Gold im Gepäck.
Ein Gipfeltreffen
zwischen der einen und der anderen Welt.
Zwischen Staatsoberhäuptern.
Die Königin von Saba kam, um zuzuhören und wahrzunehmen.
Und auch Salomo wird ihre Sicht auf die Dinge interessiert haben.

Wie ihre Völker über dieses Treffen dachten,
wissen wir nicht.
Und das Recht auf Demonstrieren gab es noch nicht.
Und es konnte darum auch noch nicht missbraucht werden.

Aber schon damals galt:
lieber miteinander reden, als übereinander.
Lieber gemeinsam am Tisch sitzen als Kriege führen.
Lieber teilen als wegnehmen.
Uns so gibt die Königin von Saba dem Salomo Gold,
jede Menge Gold.
Nicht weil er es gebraucht hätte,  er war ja reich,
Aber sie ehrt ihn damit.
Sie zeigt, wie sehr sie ihn respektiert.
Dass er Gold wert ist.

Nun war er ja ein berühmter weiser Mann.
Kein Wunder, dass er respektiert wird.  So denken wir.
Aber Respekt hat jeder Mensch verdient.
Jeder Mensch ist kostbar wie Gold. 
Ein Gotteskind.

IV.
Auch du bist Gold wert.
Und mehr als das.
Keiner darf dir sagen, dass du nichts wert seist.
Du bist keine graue Masse, sondern Gotteskind.
Und dasselbe gilt für deine Kollegin.
Und für den Hausmeister.
Es gilt für den Polizisten,
der sich in Hamburg beschimpfen lassen musste
und um sein Leben fürchtete.
Es gilt für die Regierungschefs und -chefinnen genauso
wie für die Müllmänner,
die heute wieder im Schanzenviertel unterwegs sind.
Es gilt für die Männer, Frauen und Kinder,
die für mehr Gerechtigkeit demonstrierten.
Und es gilt sogar für die Gewalttätigen.
Selbst sie sind mit Respekt zu behandeln,
selbst wenn sie ihn missbrauchen.

Respekt heißt: ich sehe im anderen ein Kind Gottes,
Einen Menschen, der Gold wert ist und mehr als das.
Ich darf mit ihm streiten. Ich muss es vielleicht sogar.
Denn lieber miteinander reden als übereinander.
Und vielleicht muss dieses Gotteskind sogar ins Gefängnis
für das, was es getan hat.
Aber, wehe, ich fang an, ihm seinen Wert abzusprechen,
Dann komme ich in Teufels Küche.
Dort sitzen nämlich die Menschenverächter dieser Welt.

V.
Gold ist die Königin unter den Metallen.
Und jeder Mensch ist Gold wert.
Mehr als Gold.
Wenn wir so leben, sieht die Welt anders aus.
Keine graue Masse, sondern buntgoldene Gotteskinder.
Nicht in Teufels Küche, sondern an Gottes Tisch.
Wie die Königin von Saba bei Salomo
und die 3 Weisen im Stall.
Selbst die bisher respektlos waren, finden ihren Platz
und begegnen dir ganz neu. Auf Augenhöhe.

Ja, in so einer Welt ist es gar nicht schwer zu schenken,
sich zu verschenken.
Mein Gold, dein Gold -
das ist der Respekt für die Gotteskinder der Welt.
Für jedes Leben, das unseren Einsatz braucht.
Unser Gold behalten wir nicht für uns.
Sondern verschenken es wie die Königin von Saba
und die 3 Weisen.
Mit dem Segen Gottes,
Und der ist viel mehr als Gold.
Amen.

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