Meine Rede zum 1. Pforzheimer Christopher Street Day (Motto: Pforzheim ist queer)
gehalten am 17.6.2023 auf dem Marktplatz in Pforzheim
Hallo Pforzheim!
Es ist mir eine große Ehre, hier auf der Bühne zu stehen und zum ersten CSD Pforzheims zu sprechen! Als Schirmfrau. Dieses Amt, das ich mir mit Stephanie Aeffner teile.
Es ist mir eine große Ehre, gerade
auch als Kirchenfrau hier zu stehen.
Als Dekanin, als Pfarrerin, als
Christin. Eine Ehre und eine Verpflichtung.
Eine Ehre ist es, weil ich davon
überzeugt bin, dass Jesus auch hier ist. Und weil es von großem Vertrauen des
Organisationsteams zeugt.
Eine Verpflichtung ist es, weil wir
als Kirche ein safe space werden müssen. Ein safe space für alle, die
diskriminiert werden - wegen ihrer Hautfarbe, ihrer Herkunft, ihres Geschlechts
oder ihrer queeren Identität.
Ich will, dass unsere Kirchen safe
spaces sind. Ich will, dass Pforzheim ein safe space ist.
Aber so weit sind wir noch nicht und
darum brauchen wir einen CSD auch in Pforzheim!
Du bist wunderbar gemacht -
Diesen Satz haben wir dort auf den
Beachflags stehen.
Er kommt aus der Bibel.
Dort dankt im 139. Psalm ein Mensch
und sagt:
Ich danke dir, Gott, dass du mich so
wunderbar gemacht hast.
Ich weiß, dass viele von euch das
nicht glauben.
Entweder weil es für euch Gott nicht
gibt.
Oder auch weil es immer noch zu viele
Menschen gibt, die euch verurteilen, die euch sagen, dass ihr nicht wunderbar
seid. Auch viele Christ*innen können oder wollen nicht glauben, das jeder
Mensch wunderbar gemacht ist. Dass jeder
Mensch ein geliebtes Kind Gottes ist, ob Mann oder Frau oder Non-binär, ob
trans oder intersexuell oder asexuell oder a-gender, ob lesbisch oder schwul
oder hetero oder bi.
Aber genau das glaube ich: jeder
Mensch ist wunderbar gemacht.
Und darum sprechen wir euch diesen
Satz heute zu.
Euch allen, die ihr hier seid. In der ganzen Vielfalt des
Lebens.
Du bist wunderbar gemacht!
Ich möchte euch aber als Dekanin auch
um Verzeihung bitten.
Um Verzeihung für all das Unrecht,
dass meine Kirche und die vielen Christ*innen den queeren Menschen angetan
haben.
Lesben, Schwule, Trans- und
Intersexuelle wurden und werden in unseren Gemeinden und Einrichtungen
diskriminiert. Es gibt Menschen, die dadurch ihre
geistliche Heimat verloren haben. Ihnen wurden schwere Verletzungen
zugefügt, sie durften und
dürfen nicht mitarbeiten. Viele andere haben sich versteckt. Viel zu lange sah auch meine Kirche
in der Vielfalt der Geschlechter, unterschiedlicher sexueller Orientierungen,
Lebensweisen und Familienmodelle nicht den großen Reichtum von Gottes
Schöpfung, die sie ja ist.
Dafür bitte ich Gott und euch allen
um Vergebung!
Du bist wunderbar gemacht - das gilt für jeden Menschen unabhängig vom Geschlecht oder der sexuellen Identität. Die Vielfalt der Menschen ist ein großes Geschenk Gottes an die Welt. Darum feiern wir diese Vielfalt. Auch heute!
Du bist wunderbar gemacht - das darf euch auch niemand absprechen. Darum stellen wir uns an die Seite aller, die wegen ihrer sexuellen Identität diskriminiert, unterdrückt oder gar verfolgt werden. Und darum sind wir hier.
Letzten Sonntag hat in Nürnberg auf dem Kirchentag der Schwarze Pastor Quinton Ceasar eine wichtige und notwendige Zeitansage gemacht: Bisher waren die Kirchen keine sicheren Orte für queere Menschen und People of Colour. Aber jetzt ist die Zeit zu sagen: Gott ist queer!
Darf man das sagen: Gott ist queer?
Ja! Aus 2 Gründen:
1. Gott ist immer größer als wir
denken. Gott ist weder Mann noch Frau, sondern immer anders und entzieht sich
jeder Norm. Genau das bedeutet queer, schräg zu unseren Normen.
2. Jesus stellt sich an die Seite
aller, die verfolgt und unterdrückt werden. Gott identifiziert sich mit ihnen
sogar! „Was ihr einem meiner geringsten Geschwister angetan habt, das habt ihr
mir angetan,“ sagt Jesus im Matthäusevangelium.
Darum stimmt der Satz: Jetzt ist die
Zeit zu sagen: Gott ist queer!
Seitdem Quinton diesen Satz gesagt
hat, geht eine Welle der Empörung durch das Land. Quinton wird mit Hass und
Morddrohungen überschüttet. Menschen treten deswegen aus der Kirche aus.
Aber es gibt auch die anderen: die,
die vor Glück geweint haben, weil sie sich endlich gesehen fühlen. Deren Not
endlich beim Namen genannt wurden.
Und die, die froh sind, dass ihnen
der Spiegel vorgehalten wird, so wie ich.
Es werden sich auch hier in Pforzheim Menschen empören, weil ich hier stehe. Weil ich euch zurufe, dass ihr wunderbar gemacht seid, dass wir alle wunderbar gemacht sind. Sie werden sich empören, weil ich glaube, dass Jesus mitfeiert. Weil auch ich sage: Gott ist queer.
Empörung halte ich aus. Wenn Menschen deshalb meine Kirche verlassen, tut mir das weh. Aber meine christliche Überzeugung lässt für mich nichts anderes zu, als hier zu stehen und alles dafür zu tun, dass Pforzheim ein sicherer Ort für alle Menschen wird. Und auch unsere Kirche soll zu einem sicheren Ort, zu einem safe space für alle werden.
Darum stehe ich hier. Darum sind auch
meine Kolleg*innen hier.
Pforzheim ist queer.
Gott ist queer.
Und gemeinsam feiern wir die Vielfalt
des Lebens.
Gut, dass ihr da seid!
Frau Quincke, was sind freie Worte wert, wenn Sie kritische Kommentare löschen? P. Löffler
AntwortenLöschenIhre Kommentare hatten nichts mit der Rede zu tun.
AntwortenLöschenDas ist nicht zutreffend. Hätten Sie die Kommentare nicht gelöscht, könnte sich jeder Leser selbst davon überzeugen. So bleibt der Eindruck, dass Sie keine Kritik an Ihren "freien" Worten lesen möchten.
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