Gedanken zur Tageslosung vom 6.11.2015
Du bist ein Gott, der mich sieht. (1.Mose 16,13)
Du siehst Hagar,
die von dem Vater ihres Sohnes
in die Wüste geschickt wird.
Du siehst die Menschen, die
immer noch und trotz Eiseskälte
über die Balkanroute
die Sicherheit suchen
bei uns.
Du siehst Menschen,
die von anderen in die Wüste geschickt werden.
Du siehst die,
die nicht gewollt sind.
Die Fremden,
die Kranken,
die Behinderten,
die Erfolglosen,
die Unangepassten.
Alle die siehst du .
Du bist ein Gott, der mich sieht.
Du siehst mich
mit meinen Zweifeln
angesichts einer verrohenden Sprache,
Mit meiner Trauer
über die vielen Toten,
die wir in Kauf nehmen,
Mit meiner Wut
angesichts einer unmenschlichen Politik,
für die es Menschen erster und zweiter Klasse gibt,
Mit meiner Ohnmacht,
die zu viel Macht bekommt.
Du bist ein Gott, der mich sieht.
Du siehst mich
und du setzt dich neben mich
und hörst mir zu.
Du malst in den Sand
und gibst mir ein Stück Brot
und horchst auf die Vögel.
Du schickst mir einen Engel
mitten im Schlaf,
der sagt:
Steh auf und iss!
Du hast noch einen weiten Weg vor dir.
Du traust mir zu,
aufrecht in die Zukunft zu gehen.
Du bist ein Gott, der mich sieht.
Und weil du mich siehst,
siehst du auch die anderen.
Und ich weiß mich mit ihnen verbunden.
Und mit dir.
Das ist stärker als mein Zweifel,
als meine Trauer,
als meine Wut,
als meine Ohnmacht.
Du bist ein Gott, der mich sieht.
Auch heute Nacht.
Und morgen früh.
Ich schreibe mir das auf den Spiegel
und freue mich darauf,
das morgen lesen zu dürfen.
Und so neu in den Tag gehen.
Du bist ein Gott, der mich sieht.
Wunderbarer Text! Danke!
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