Samstag, 21. November 2015

Kirchenasyl: Gott wird bei dir wohnen

Meditation zu Offenbarung 21 mit Dank an Jens
 
»Sieh doch:
Gottes Wohnung bei den Menschen!
Er wird bei ihnen wohnen
und sie werden seine Völker sein.
Gott selbst wird als ihr Gott bei ihnen sein.
Und er wird jede Träne abwischen von
ihren Augen.
Es wird keinen Tod und keine Trauer mehr geben,
kein Klagegeschrei und keinen Schmerz.
Denn was früher war,
ist vergangen.«
(Offenbarung 21)

Gott wird bei dir wohnen.
Vielleicht schon morgen?
Dann klopft er an die Tür,
hat einen Zettel dabei,
darauf steht "Kirchenasyl" -
den hat ihm seine Anwältin gegeben,
weil sie Angst um ihn hat.
Denn er darf nicht bleiben,
weil er in Bulgarien registriert wurde.

Gott wird bei dir wohnen.
Er tritt ein. Tastend.
Vorsichtig formt er Worte.
Sucht in deinem Gesicht,
ob er dir vertrauen kann.
Ob du es gut mit ihm meinst.
Ob er endlich in Sicherheit ist.
Und dann ein leises Lächeln.
Die Augen immer noch ernst.

Gott wird bei dir wohnen.
Und du lässt ihn in deine Kirche.
Deine Gemeinde sagt ja!
Willkommen.
Wohne hier.
Ein Feldbett von der letzen Konfi-Freizeit.
Ein Tisch.
Ein Stuhl.
Eine Lampe.
Und Sonntag nachmittag Apfelkuchen.
Und Tassen mit Tee.
Lächelnde Augen.

Gott wird bei dir wohnen.
Doch das darf er nicht.
Seine Fingerabdrücke sind in Bulgarien.
Also soll er dort wohnen.
Nicht bei dir.
Nicht hier.
Politiker schreiben "Rechtsbruch!"
Leser antworten "Raus!"
Aber Gott bleibt bei dir.

Gott wird bei dir wohnen.
Es wird keinen Tod und keine Trauer mehr geben,
kein Klagegeschrei und keinen Schmerz.
Für ihn nicht.
Und für dich nicht.
Denn jetzt ist er hier.
Das alleine zählt.
Gott spricht kurdisch.
Und arabisch.
Und ein paar Brocken deutsch.
Und wenn er erzählt,
kommen Tränen und Schmerz.
Aber es ist vorbei.
Weil er bei dir wohnen kann.

Gott wird bei dir wohnen.
Was früher war,
ist vergangen.
Das ist deine Hoffnung.
Und seine.
Und meine.
Dass er hier wohnen bleiben darf.

Gott wird bei dir wohnen.
Mit dem Gesicht eines Irakers.
Gott segne dein Haus.

Amen.
 




1 Kommentar:

  1. Das sollte man jedem Politiker ins Stammbuch schreiben - vor allem aber jenen, die in einer sich "christlich" nennenden Partei Mitglieder sind!
    Thomas Paeffgen

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